Die geplanten drei Konzerte von Taylor Swift in Wien fallen wegen Terrorverdachts aus. Nachdem die Polizei am Mittwochabend von einem vereitelten Terrorplan berichtet hatte, sagte der Veranstalter Barracuda Music die Konzerte des Popstars ab. Sie sollten am Donnerstag, Freitag und Samstag stattfinden. »Aufgrund der Bestätigung durch Regierungsbeamte über einen geplanten Terroranschlag im Ernst-Happel-Stadion haben wir keine andere Wahl, als die drei geplanten Shows zur Sicherheit aller abzusagen«, heißt es auf dem Instagram-Kanal des Veranstalters.
Zuvor hatte die österreichische Polizei zwei Männer wegen Terrorverdachts festgenommen. Die Polizei sprach von »konkreten Vorbereitungshandlungen«.
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Spezialkräfte hätten in den Morgenstunden das Haus eines 19-jährigen Österreichers durchsucht. Dort seien chemische Substanzen sichergestellt worden. Die Polizei hatte aus Sorge vor Sprengstoff vorsichtshalber benachbarte Häuser und den Teil eines Seniorenheims geräumt. Um welche chemischen Substanzen es sich handelt und ob diese geeignet sind, Sprengstoff herzustellen, war zunächst unklar.
Hinweise auf Verbindungen zum IS
Beide Beschuldigten hätten sich im Internet radikalisiert, so der Sprecher. Der 19-Jährige soll demnach im Juli einen Treueschwur auf die Spitze der Terrororganisation »Islamischer Staat« (IS) abgelegt haben. Ferner habe man bei dem 19-Jährigen »einen Fokus« auf die Swift-Konzerte festgestellt.
Er wurde nach Polizeiangaben am Morgen in Ternitz 75 Kilometer südwestlich von Wien festgenommen. Eine zweite Person sei danach in Wien festgenommen worden. Über deren Identität machte die Polizei keine weiteren Angaben. Laut österreichischen Medien soll es weitere Verdächtige geben, nach denen gefahndet wird.
Wie es auf Anfrage des SPIEGEL aus dem Sicherheitsapparat hieß, hätten sich die Durchsuchungen bei den Terrorverdächtigen zeitlich hingezogen: Weil nicht ausgeschlossen werden konnte, dass Sprengfallen existieren, seien die Beamten äußerst vorsichtig vorgegangen, von einem Entschärfungsdienst war die Rede. Wie konkret die Hinweise der Polizei auf mögliche Gefahren für die anstehenden Swift-Konzerte waren, blieb vorerst unklar.
Die 34-jährige Sängerin hätte ab Donnerstag an drei aufeinanderfolgenden Tagen Konzerte im ausverkauften Ernst-Happel-Stadion in Wien geben sollen. Die Polizei, die zuvor angekündigt hatte, die Sicherheitsvorkehrungen bei den Konzerten zu erhöhen, rechnete mit täglich rund 65.000 Besuchern. Nach Angaben der Veranstalter werden alle Tickets für die abgesagten Konzerte automatisch innerhalb der nächsten zehn Tage rückvergütet.
Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer äußerte sich auf X zu den Vorgängen: »Die Absage der Taylor Swift Konzerte durch die Veranstalter ist für alle Fans in Österreich eine herbe Enttäuschung. Die Situation rund um den offenbar geplanten Terroranschlag in Wien war sehr ernst. Dank der intensiven Zusammenarbeit unserer Polizei und dem neu aufgebauten DSN mit ausländischen Diensten konnte die Bedrohung frühzeitig erkannt, bekämpft und eine Tragödie verhindert werden.«
Die Absage der Taylor Swift Konzerte durch die Veranstalter ist für alle Fans in Österreich eine herbe Enttäuschung. Die Situation rund um den offenbar geplanten Terroranschlag in Wien war sehr ernst. Dank der intensiven Zusammenarbeit unserer Polizei und dem neu aufgebauten DSN…
— Karl Nehammer (@karlnehammer) August 7, 2024
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Mittlere zweistellige Zahl von Hochrisikogefährdern in Österreich
Ein tödlicher Vorfall, der sich am Vorabend zutrug, steht der Polizei zufolge mit den mutmaßlichen Terrorplänen in keinem Zusammenhang. »Das hat damit nichts zu tun«, sagte eine Sprecherin der Landespolizeidirektion Wien dem SPIEGEL. Im Stadtteil Ottakring hatte eine Sondereinheit nach einer Explosion die Wohnung eines Mannes gestürmt. Dabei erschossen die Beamten einen Bewohner. Bei ihm fanden sich eine Schreckschusspistole und ein Messer. Die Hintergründe dieses Vorfalls sind noch unklar.
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Terrorrisiko in Österreich: »Beim Rechtsextremismus besteht eine ähnliche Gefahrenlage wie beim Islamismus«Ein Interview von Oliver Das Gupta, Wien
Wien wurde bereits im November 2020 Schauplatz eines islamistischen Anschlages. Damals wurden vier Menschen ermordet. Auch im Vorfeld der Regenbogenparade für LGBTQI-Rechte gab es die Sorge, dass Extremisten Gewalt anwenden könnten.
Gewaltbereitschaft im rechtsextremen und radikal islamistischen Spektrum
Neben dem rechtsextremen Spektrum gebe es im islamistischen Spektrum die größte Gewaltbereitschaft, erklärte Österreichs oberster Staatsschützer Omar Haijawi-Pirchner 2023 im SPIEGEL-Interview. Der Chef der Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) sprach von einer »mittleren zweistelligen Zahl von Hochrisikogefährderinnen und -gefährdern« in der islamistischen Szene, »die bereit wären, einen Anschlag umzusetzen«.
Man habe diese Personen im Blick, wobei die Beobachtung schwierig sei, so Haijawi-Pirchner: »Gerade die nachwachsenden Generationen radikalisieren sich verstärkt durch das Internet.« So soll es auch im aktuellen Fall sein: Die IS-Terrorgruppe scheint die Festgenommenen offenbar online rekrutiert zu haben.
lpz/odg/dpa